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Glockenweihe in Kimratshofen

War am vergangenen Samstag Mittag der Himmel auch mit Wolken behangen, so ließ sich doch keiner der Kimratshofer seine Stimmung verderben, galt es ja, dem neuen Geläut einen festlichen Empfang zu bereiten. Die Ortsgeistlichen und Verwaltungen fuhren in zwei Landauern, begleitet von einer stattlichen Reitergruppe Richtung Legau, um an der Gemeindegrenze die vier neuen Glocken abzuholen. Der Lastzug des Paul Gromer hatte sie, am Vortag von der Firma Hahn aus Landshut kommend, hier abgestellt, wo sie jetzt zusammen mit dem Lastzug schön verkranzt in festlichem Geleite eingeholt wurden. Am Dorfeingang erwartete den Zug die Schuljugend, die Vereine und die Musikkapelle. Nach einem kurzen Begrüßungsgedicht einer Schülerin und dem Choral "Die Himmel rühmen" durch die Musikkapelle, setzte sich der festliche Zug mit den Schulkindern an der Spitze in Bewegung. Ihnen folgten die Musikkapelle, die Vereine mit ihren Bannern und Fahnen, 30 Reiter, die Geistlichkeit und die Verwaltungen. Der Lastzug selbst war zu beiden Seiten von weiß gekleideten Mädchen begleitet. Alt und jung aus nah und fern umsäumten die Straßen und bewunderten den wohl gelungenen Guss der Glocken, während die alten auf dem Turm verbliebenen nach ihren vier neuen Schwestern riefen.

Die kleine Begrüßungsfeier am Kirchplatz leitete ein Gedicht ein. Nach den Klängen der Musik ergriff Herr Kammerer Günthör das Wort. Einleitend wies er hin auf den 31. März 1942, den Unglückstag der Pfarre im da das alte Geläute vom Turme geholt wurde und die Bevölkerung schweren Herzens von ihm Abschied nahm. Die Glocken zogen fort und viel Leid kehrte seit dem ein. Acht Jahre musste die aus dem Jahre 1507 stammende Marien-Glocke allein ihren Dienst tun. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung hatte sich mit dem Judaswort "Wozu diese Verschwendung?" der Anschaffung der neuen Glocken widersetzt. Diese Menschen sehen in einem Geläute nur klingendes Metall. Für den Christen aber, so fuhr er in seiner Ansprache weiter, seien Glocken kein Luxusartikel. An Hand einer alten Glocken Inschrift: "Von den Sternen rufe ich, zu den Sternen ziehe ich", deutete er die Aufgabe der Glocken: Gottes Ruf zu sein hinein in die materialistische Welt und die Menschen empor zu ziehen aus den Fesseln des Alltags zu Himmelshöhen, sie aufzurütteln aus ihrem geistlichen Schlaf. Daran knüpfte er Dankesworte, zunächst an Gott, der zum guten Gelingen seinen Segen gegeben, der Firma Hahn für die vorzeitige Lieferung, der Gemeinde, die mit ihrem Opfersinn das Werk ermöglichte. Er schloss seine gedankentiefen Ausführungen mit dem Wunsch: "Die Glocken mögen Jahrzehnte- und Jahrhunderte lang auf dem Turme bleibend und nur dem Frieden dienen. Mit dem Choral "Nun danket alle Gott" fand die Feier ihren Abschluss. Unter die Schulkinder wurden traditionsgemäß Wurst und Semmel verteilt, die mit viel Freude und großem Appetit verzehrt wurden.

 

In den Nachmittagsstunden wurden die Glocken auf ein Lager umgeladen; fleißige Kranzerhände taten ihr Bestes, Glocken und Lager entsprechen zu schmücken. So standen bald unsere neuen Glocken im Festschmuck:

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Herz-Jesu-Glocke mit 40,6 Ztr. (Ton c)

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Josefs-Glocke mit 10,8 Ztr. (Ton g) gestiftet von der Genossenschaft der Sennerei Weitenau

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Agatha-Glocke mit 7,4 Ztr. (Ton a)

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Georgs-Glocke mit 4,12 Ztr. (Ton c) gestiftet von Prof. Dr. Gromer

 

Der Passionssonntag war der Tag der Glockenweihe. In der vorausgehenden Predigt in der Pfarrkirche sprach Dr. Gromer erst über die Glocken als die treuen Wegbereiter des Menschen von der Wiege bis zur Bahre. In tiefsinnigen Gedanken ermahnte er die Zuhörer, so wie jede Glocke nur den ihr eigenen Ton hervorbringen kann und alle zusammen zur vollen Harmonie erklingen, so soll auch jeder Mensch seinen eigenen "Ton" haben, d.h. eine feste christliche Überzeugung, einen aufrechten, geraden Charakter. In seinem letzten Punkt stellte er den Gläubigen vor Augen, was die Glocken ihnen zurufen "die Herz-Jesu-Glocke kündet von Gottes unendlicher Liebe. "Haltet Euer Familienleben in Ordnung" : so mahnt die Josefs-Glocke. Während die Agatha-Glocke uns zuruft: "Haltet Gott die Treue, komme, was mag!" die Georgs-Glocke mahnt zur Einigkeit und zum festen Gedenken an unsere Gefallenen. Die auf dem Turm verbliebene Marien-Glocke soll uns durch Maria zu Jesus führen. Alle Glocken aber sind Heimatglocken; Heimatglocken auch für die Heimatlosen, die Ausgewiesenen, sind sie doch Rufer von und zur ewigen Heimat.

 

Nach dem Gottesdienst wurde draußen bei eiskaltem Ostwind die Weihe vollzogen. In einem einleitenden Gedicht wurden die Glocken als Priester, Prediger, als Warner vor der Erdenlust, als Rufer zum Gottesdienst und als Trostspender angesprochen. Während der Chor den Choral "Was Gott tut, das ist wohlgetan" vortrug, begann die Geistlichkeit mit den Weihegebeten. Die eigentliche Weihe vollzog Prof. Dr. Gromer, umrahmt von gut vorgetragenen Gedichten weiß gekleideter Mädchen.

 

Im "Großen Gott", das trotz der Kälte alles freudig mitsang, fand die Weihe ihren Abschluss.

 

An stelle des leider erkrankten Bürgermeisters sprach sein Vertreter Vetter Dankesworte an den Herren Kammerer für die Glockenanschaffung, den hochherzigen Stiftern und allen die ihr Scherflein beisteuerten, Paul Gromer für den Glockentransport und alle, die die Feier mitzugestalten halfen.

 

Der Wunsch aller Kimrasthofer ist es, die neuen Glocken möchten in ihrem Klang dem unvergesslichen alten nicht nachstehen.

 

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