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Kimratshofen und seine Geschichte

Von den Anfängen in grauer Vorzeit

bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

Die Römer, die seit einigen Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung auch das Allgäu zu ihrem Herrschaftsgebiet zählten, mussten sich unter dem Druck der Alemannen ab Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. allmählich aus ihren Besatzungsgebieten nördlich der Alpen zurückziehen. Die Alemannen, ein westgermanischer Volksstamm, besiedelten nach der Verdrängung der Römer allmählich ab ca. 400 n. Chr. unser Gebiet. Vermutlich machten sie sich dort zunächst in der Ebene nördlich von Kimratshofen sesshaft. Durch den als Gründer bezeichneten Chunibert entstand um 766 n.Chr. der Ort Chumbretzhouven. Der Name "Kunebrechtishoven" als Pfarrort taucht 1275 im Liber decimationisauf, einem Pfarrverzeichnis für den Einzug eines Kreuzzugszehnten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Name zur heutigen Schreibweise Kimratshofen. Auch der Weiler Hettisried wurde um 860 von seinem Gründer Hartirich besiedelt.

Bei der Gründung der Pfarrei im Jahre 1150 zählte Kimratshofen bereits 40 Höfe, verteilt auf Kimratshofen 10, Schreiloch mit Weitenau 10, Hettisried 7, Neithardsberg (Schmidberg) und Duracherberg je 5 und Einsiedeln 3. Der Weiler Bruderhof und die Burgmühle von Hohentann (Holzmühle) waren bis zum Jahre 1860 zur Pfarrei Muthmannshofen zugehörig.

Im 15. Jahrhundert entstanden Siedlungen in Buchen, Walzlings, Schreiers, Bronnen und Spöck. In der Vereinödung um das Jahr 1730 liegen die Wurzeln vieler weitere Weiler und Einöden wie z.B. Wassergat, Brand, Greut, Heuglosen, Ettas, Schweineberg, Seefeld usw.

Schon Anfang des 14. Jahrhunderts hatte Kimratshofen ein Dorfgericht, das sich 1455 Hans von Heimenhofen vom Kaiser neu bestätigen ließ und das auch unter der Herrschaft des Fürststiftes Kempten mit Zwing und Bann weiterbestand. Innerhalb des im Mittelalter entstandenen umfangreichen Lehenswesen war das Kimratshofer Gebiet größtenteils dem aus einem Kloster entstandenen Fürststift Kempten zugehörig. Von dort eingesetzte Vögte saßen auf der Burg Hohentann, von wo aus sie zeitweise bis zu 9 Ortschaften verwalteten. Als unter Fürstabt Sebastian von Breitenstein  (1522- 1535) die stiftischen Dorfgerichte eigene Wappen erhielten, hat auch das Gericht Kimratshofen ein Wappen erhalten, welches in einer Urkunde vom 27. September 1548 enthalten ist. Dieses Wappen hatte im vorderen Feld geteilt rot und blau als Farben des Fürststiftes Kempten und im hinteren Feld auf einem Dreiberg eine Wetterfichte. Im Jahre 1957 hat sich die Gemeinde Kimratshofen entschlossen, dieses alte Wappen als Gemeindewappen einzuführen.

Der Amtssitz des fürstäbtlichen Vogtes wurde im Jahr 1642 von Hohentann in das ebenfalls dem Fürststift Kempten gehörende Schloß Lautrach verlegt. Das bedeutete den endgültigen Verfall der Burg Hohentann, die nach Belagerung und Plünderung im Bauernkrieg 1525 wieder erneuert worden war.

Im Jahre 1514 erhielt der Ort Kimratshofen besondere Bedeutung durch die Gründung einer Posthalterei an der neugeschaffenen habsburgisch-vorderösterreichischen Postlinie, welche von Innsbruck über den Fernpaß durch das Allgäu weiter bis nach Baden und ins Elsaß führte. Kimratshofen lag an der Strecke, hatte zu den Nachbarstationen Nesselwang und Bergatreute die für den Pferdewechsel vorgeschriebene Entfernung von rund 37 Kilometern und wurde so Sitz einer Poststation. Der erste sogenannte Reichspostbegleiter aus Kimratshofen war ein Ulrichen Koch. In diese Epoche fällt der Bau der heutigen "Alten Post" im Jahre 1730 als Nachfolgebau einer einstigen Postwirtschaft. Eine gleichlaufende Postlinie unterhielt ab 1750 die kaiserliche Reichspost.

Lehensherrschaft, Pest, Bauernkrieg und Dreißigjähriger Krieg beutelten und plagten Land und Menschen. Als 1634 die Schweden das gesamte Allgäu besetzen konnten, brach durch die anhaltenden Plünderungen eine große Hungersnot aus, die sich durch die hinzukommende Pest noch verschlimmerte. Dorf und umliegende Weiler  starben fast gänzlich aus; von 134 Familien überlebten ganze 31. Die Pfarrei blieb jahrelang unbesetzt. Erst 6 Jahre später konnte sich wieder Ackerbewirtschaftung entwickeln. Der Bevölkerungsverlust wurde durch Zuzug von ca. 50 Familien aus Tirol, Vorarlberg und der Schweiz wieder teilweise aufgefüllt, sodaß 1641 eine neue Haus- und Feldbeschreibung stattfand.

Die Pfarrei Kimratshofen gilt als eine stiftkemptische Gründung des 12./13. Jahrhunderts. Den Kirchensatz, also das Recht, die Pfarrei zu besetzen und zu verwalten, besaßen im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Adelsfamilien - meist als Lehen des Stiftes Kempten. Im März 1479 erwarb das Heilig-Geist-Spital im Kempten dieses Patronat.  Im Oktober 1538 brachte das Stift Kempten diese Rechte von der inzwischen protestantisch gewordenen Reichsstadt an sich, wo es bis zur Säkularisation verblieb.

Die Pfarrkirche St. Agatha wurde 1756-1760 erneuert, musste aber im Jahr 1877  wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. In den Jahren 1886 -1889 entstand ein neuer Kirchenbau, vom alten verblieb lediglich der Turmsockel aus Tuffsteinquadern.

 

...aus verschiedenen Quellen zusammengetragen von Manfred Dorn.

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